Der Unterschied zwischen Lektorat und Korrektorat

Bevor wir darauf eingehen, worin sich Lektorat und Korrektorat unterscheiden, müssen wir erst einmal Folgendes klären:

Was bedeutet eigentlich „Lektorat“?

Zuallererst einmal werden mit dem Begriff Lektorat unterschiedliche Bereiche bezeichnet:

  • die Tätigkeit des Lektorieren, also des Texte-Verbesserns
  • die Abteilung Lektorat in z. B. einem Verlag
  • die Lehrtätigkeit an einer Hochschule
  • In der Kirche ist ein Lektor, ganz wie im lateinischen Wortursprung lector, ein Vorleser bzw. eine Vorleserin.

In diesem Blogbeitrag geht es um das Lektorat als Texte-Verbessern. Haben wir das also schon mal geklärt.

Lektorat, Korrektorat … ist das nicht alles das Gleiche?

Nope. Aber so was von überhaupt gar nicht.

Lektorat und Korrektorat: Unterschiede und das häufigste Missverständnis habe ich auch auf Instagram erklärt.
Hier geht’s zum Instagram-Beitrag

Immer wieder fällt mir auf, dass die Begriffe „Lektorat“ und „Korrektorat“ in der Kommunikation nicht oder nicht klar voneinander abgegrenzt werden. Wodurch es immer wieder zu Missverständnissen kommt, weil die Leute aneinander vorbei reden – und zwar sowohl zwischen Lektorierenden und (potenzieller) Kundschaft als auch Lektorierende unter sich. Deshalb ist immer wieder jemand unzufrieden, obwohl das gar nicht sein müsste.

Viele Menschen benutzen die beiden Begriffe synonym, sprich, als bedeuteten Lektorat und Korrektorat dasselbe. Tun sie aber nicht!

Aber worin liegt denn jetzt der Unterschied zwischen Lektorieren und Korrekturlesen?

Ganz einfach ausgedrückt: Das Lektorat beschäftigt sich mit dem Inhalt und der Sprache eines Textes, das Korrektorat kümmert sich um die korrekten Zeichen. Sprich, erst wird an der Struktur des Textes gearbeitet (Inhaltslektorat), dann geht es an die Sprache (Stillektorat). Viele Lektorierende beseitigen dabei bereits Kommafehler und anderes, was ihnen ins Auge springt. Das ist aber noch kein Korrektorat!

Das Korrektorat ist ein eigener Arbeitsgang

Das Korrektorat erfolgt erst nach dem inhaltlichen und stilistischen Lektorat, also wenn die Textformulierung abgeschlossen ist. Macht vorher wenig Sinn, denn bis dahin wird meist noch ganz schön viel am Text geändert. Anders als beim Lektorat liegt der Fokus des Korrekturlesens dann konkret auf Rechtschreibung, Zeichensetzung, Grammatik etc. Inhalt, Ausdruck, Struktur werden dagegen nicht mehr geprüft.

Ein Beispiel aus dem Alltag: Wenn ich nach dem Abendessen zu meinen Kindern sage „Räumt bitte den Tisch ab“, dann ist das – hier, bei uns, individuell – definiert als: Besteck und Geschirr vom Tisch wegtragen, in die Spülmaschine räumen, anschließend den Tisch abwischen. Je nach Bedarf kann ein Arbeitsauftrag aber durchaus auch aus dem Einzelschritt „Geschirr in die Küche bringen“ bestehen.

Wenn Sie also, ohne weiter darüber zu sprechen, ein „Tischabräumen“ buchen, dürfen Sie sich nicht wundern, wenn hinterher der Tisch zwar ohne Teller, aber noch voller Krümel ist. Sprich: Wenn nach dem Lektorat der Fehlerteufel in Ihrem Text Samba tanzt, liegt das nicht daran, dass Ihr Lektor oder Ihre Lektorin schlecht gearbeitet hat. Es liegt daran, dass Ihr Text lektoriert und nicht korrigiert wurde.

Definieren das alle Lektorierenden gleich?

Wo denken Sie hin, das wäre ja viel zu einfach. 😜 Aber im Ernst, warum sollten wir lektorierenden und korrigierenden Menschen gleicher sein als andere? Ich habe Kollegen, die führen generell bei jedem Lektorat auch eine eigene Korrektoratsrunde durch; andere Kolleginnen korrigieren grundsätzlich keine Texte, die sie selbst lektoriert haben; wieder andere machen es abhängig von der Textlänge …

Außerdem gibt es de facto Schnittmengen sowohl zwischen dem inhaltlichen und dem stilistischen Lektoratsowie zwischen dem stilistischen Lektorat und dem Korrektorat. Aber auch diese sind genauso wenig einheitlich wie wir Lektorierenden selbst. 🤓

Bei mir sieht das ungefähr so aus:

Schnittmengen zwischen Lektorat und Korrektorat

Falls Ihnen die drei kleinen Pünktchen an mehreren Stellen der Grafik noch nicht aufgefallen sind: Im Bild sind nur einige Beispiele genannt, was jeweils wozu gehört; die Aufzählung ist nicht abschließend.

Als Beispiel: Nehme ich ein stilistisches Lektorat für einen Text vor, so korrigiere ich in Dialogen bei Bedarf die Zeilenwechsel. Beim Schlusskorrektorat für denselben Text brauche ich darauf also nicht mehr zu achten. Bekomme ich einen Text jedoch für ein reines Korrektorat, prüfe ich auch konkret auf Zeilenwechsel in Dialogen – ich weiß ja nicht, ob das bereits gemacht wurde. Das ist übrigens auch einer der Gründe, warum ein Korrektorat in Kombination mit einem Lektorat bei mir etwas günstiger ist: Einige Korrekturen habe ich ja im Lektorat schon vorgenommen, muss sie also nicht nochmals „neu“ betrachten.

Fazit

Daher: Besprechen Sie vor der Beauftragung, worin genau der Arbeitsauftrag besteht. Dann wissen beide Seiten, was getan und wofür bezahlt werden soll. #CommunicationIsKey

Ich schließe mich selbst hier ausdrücklich mit ein. Wenn Sie sich eine Zusammenarbeit mit mir vorstellen können, erhalten Sie erst einmal eine kostenlose und unverbindliche Beratung – gern verbunden mit einem Kennenlerngespräch via Telefon oder Zoom. Dort klären wir eben diese Fragen: Was braucht Ihr Manuskript, was möchten Sie, wie kann ich Ihnen konkret helfen?

Ist das vor Start der Textbearbeitung beiden Seiten klar, sind auch (hoffentlich) hinterher beide Seiten zufrieden. 😃

Und was genau ist jetzt ein Lektorat?

Inhaltslektorat, stilistisches Lektorat, Schlusskorrektur … Ihnen schwirrt schon der Kopf? Blogartikel hierzu folgen! Aus welchen Schritten ein Lektorat meist besteht, können Sie in Kurzform bei den FAQ nachlesen.

Sie haben Fragen, die Sie direkt klären möchten? Schreiben Sie mir! 😀

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Kategorisiert in Lektorat

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